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Das wichtigste Ereignis des Jahres war der Abschluss der ersten Finanzierungsrunde für den Future of Work Fund (FWF). Darüber hinaus konnten vier neue Bildungspartner gewonnen werden, zwei davon in Südafrika. Die Freude über diese Entwicklung wird durch den eingetrübten Arbeitsmarkt etwas gedämpft.


Portrait Batya Blankers
Batya Blankers

Mitte Mai war es nach langen Vorbereitungen endlich so weit: Der Future of Work Fund plc, kurz FWF genannt, feierte seinen Start mit dem Abschluss der ersten Finanzierungsrunde. „Nach den zähen und teils sehr kleinteiligen Vorbereitungen war die Freude groß“, sagt Batya Blankers, Geschäftsführerin des Fonds. 

Die gebürtige Südafrikanerin hatte gemeinsam mit der UBS Optimus Foundation die Idee, über diesen Fonds „das Rad so richtig ins Rollen zu bringen“, nämlich: Die zumeist unerschwingliche akademische Ausbildung für viele junge Menschen aus Subsahara-Afrika zu ermöglichen. 

Der Fonds, der bislang 10 Mio. USD eingesammelt hat, finanziert daraus die Gebühren für das Studium an einer der verpartnerten Hochschulen. Von dieser einmaligen Struktur profitieren die Studierenden von heute, die ihren Vorteil später der nächsten Generation weitergeben, indem sie einen „Umgekehrten Generationenvertrag“ (Income Share Agreement, kurz ISA) mit dem Fonds abschließen und sich verpflichten, nach Einstieg in den Beruf einen prozentualen Anteil ihres späteren Einkommens über drei bis acht Jahre zurückzahlen, wenn dieses über einer Grenze von umgerechnet rund 80 Euro monatlich liegt. 

Für dieses Rad hatte es einige Jahre harte Aufbauarbeit benötigt. Nach ersten Felduntersuchungen im Jahr 2016 wurde 2018 die CHANCEN International gGmbH (kurz CI), eine 100-prozentige Tochter der CHANCEN eG, gegründet. Später kam aus regulatorischen Gründen die CHANCEN Ruanda ltd.by Guarantee hinzu, die die Geschäfte des Fonds führt und dafür im Frühjahr 2022 eine Lizenz als Financial Institution von der ruandischen Zentralbank erhalten hat. 

An dem 2021 gegründeten FWF ist CI mit einem Drittel beteiligt; die übrigen beiden Anteilseigner sind Sozialinvestoren – etwa die Schweizer UBS Optimus Foundation und die deutsche Klett Gruppe – und die Studierenden selbst.

So bilanziell ausgerüstet, sammelt der Fonds Fremdkapital ein, etwa von der US-Entwicklungsbank DFC. Vorteil: Damit entsteht eine sog. blended finance-Struktur, bei der sich verschiedene Impact- und Sozialinvestoren Risiken aufteilen und damit mehr Gelder für Bildung aktiviert werden können. 

In der zweiten Finanzierungsrunde werden 4 Mio. USD Eigenkapital eingeworben; auf dieser Basis folgen weitere 6 Mio. USD, bereits zugesagtes Fremdkapital. Damit kann der Fonds bis zu 10.000 Studierende finanzieren. Hilfreich ist ebenso die in diesem Jahr geflossene Unterstützung der Agentur US-AID für die Optimierung von IT-Systemen, mit denen die Studierenden gut betreut und das millionenschwere UGV-Forderungsportfolio effizient verwaltet werden kann. Auch die Governance-Strukturen wurden auf die neue Struktur angepasst.

Nach diesen zähen Aufbauarbeiten freuen sich Blankers und ihr Team, dass ihr Konzept ankommt: „So viel positives Feedback, das tut einfach gut.“ Inzwischen haben bereits gut 2.200 Studierende über einen ISA von CHANCEN International bzw. dem FWF eine Ausbildung finanziert bekommen; dies sind rund 40 Prozent mehr als vor einem Jahr.  

Die Nachfrage steigt auch bei den Hochschulen: In diesem Jahr konnten vier neue Bildungspartner gewonnen werden. In Ruanda waren dies INES Institute for Applied Sciences mit 160 neuen Studierenden und RICEM mit Schwerpunkt auf Weiterbildung. In Südafrika, wo CI im vergangenen Jahr mit dem Partner WaFunda aus Kapstadt und BluLever, einem Handwerksbildungszentrum, gestartet war, wurden das Codespace für Coding-Ausbildungen aus Woodstock/ Kapstadt und Signa für Microfinance und Handwerk gewonnen.  

Etwas Wasser im Wein mussten Blankers und ihr Team freilich auch verkraften: Aufgrund von Corona, Ukraine-Krieg und weltweiten Preisanstiegen boomt die Wirtschaft in Ruanda nicht mehr. Dieser Rückgang ist auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Von den rund 200 Studierenden der ersten Kohorte am Kepler Institut sind aktuell rund die Hälfte ohne Arbeit. Dies führt zu geringeren Rückzahlungen als anfangs erwartet. 

Da der UGV mit einem Rückzahlungszeitraum von 15 Jahren freilich auf lange Sicht angelegt ist, sind solche Dämpfer Teil der Kalkulation. Daher hatte Blankers von Beginn an damit gerechnet. „Es war schon klar, dass nicht alles nur rund laufen würde. Und daher ist unser wichtigstes Motto: „Lessons learned. Und wir lernen weiter dazu – das gehört zu einem Aufbau zwingend dazu.“ Und sie blickt nach vorn: „Nächstes Jahr beginnen wir mit der Planung unseres Starts in Kenia und Ghana. Auch dort mangelt es an qualitativ hochwertiger UND bezahlbarer Ausbildung. Dies wird zwar wieder viel Arbeit – doch wir können den Start dort kaum erwarten.“

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