Sozialausschuss-Mitglied Liv Reinhold stellt sich vor:
Die Bootcamp-Absolventin bearbeitet Härtefallanträge in der Rückzahlungsphase.
Liv entdeckte im Job ihre Leidenschaft für Programmierung und suchte nach einem intensiven Crashkurs. Da es in ihrer Heimat Dänemark keine Tech-Bootcamps gab, zog sie kurzentschlossen nach Berlin.
Im Jahr 2019 war ich an einer dänischen Hochschule für die Verbesserung des Intranets zuständig. Dabei fiel mir auf, dass ein Verständnis des Quellcodes meine Arbeit deutlich erleichtern würde. Schnell wollte ich mehr lernen als in berufsbegleitenden Online-Kursen möglich ist.
Das dänische Bildungssystem ist super, wir werden ja sogar fürs Studieren bezahlt. Nur steckte ich damals schon mitten im “Erwachsenenleben” und ein 3-jähriges Studium kam einfach nicht in Frage. Kürzere Weiterbildungsangebote fand ich schließlich in Deutschland.
Ich entschied mich für ein Web Development Bootcamp bei WBS in Berlin. Im Februar 2020 ging es los – und dann kam Corona. Für meinen Bootcamp-Erfolg war das rückblickend gar nicht so schlecht: Der Kurs war wahnsinnig intensiv. Durch den Lockdown hatte ich wenig Ablenkung und konnte mich gut aufs Lernen konzentrieren. Das klappte so gut, dass WBS mich im Anschluss an den Kurs direkt eingestellt hat. Ich sage scherzhaft, dass das Bootcamp der längste Bewerbungsprozess meines Lebens war.
Mittlerweile bin ich zurück in Dänemark und habe Anfang 2022 eine Stelle als Beraterin im Tech-Bereich angetreten. Mein Fokus liegt auf dem Projektmanagement, zudem kann ich meine Programmierkenntnisse einbringen. Zwischenzeitlich war ich für die dänische Verwaltung tätig und habe Anträge auf Corona-Soforthilfen bearbeitet. Mein Verwaltungswissen konnte ich dann direkt im Sozialausschuss der CHANCEN eG einbringen: Unser Formular für Härtefälle basiert auf meinen Erfahrungen aus Dänemark.
Als der Sozialausschuss eingeführt wurde, haben wir auf der sprichwörtlichen grünen Wiese begonnen. Zum Glück gab es zunächst keine Härtefälle, sodass wir gemeinsam Prozesse entwickeln konnten. Ich bringe die Perspektive der nicht-deutschen Mitglieder ein. Die Sitzungen waren besonders zu Beginn zeitintensiv, aber auch bereichernd: Im Sozialausschuss habe ich gelernt, emotional sensible Diskussionen produktiv zu führen – eine Fähigkeit, die mir auch in anderen Lebensbereichen nützlich sein wird.
In unseren Sitzungen treffen wir ausgewogene Entscheidungen, bei denen die Interessen der Rückzahler*innen wie auch der gesamten Genossenschaft berücksichtigt werden. Dass wir Absolvent*innen in schwierigen Situationen unterstützen, gibt mir ein gutes Gefühl. Auch ich selbst habe in Zeiten von Arbeitslosigkeit von der flexiblen Rückzahlung des UGV profitiert.
