2014 hast du die ersten Gespräche mit initiiert, die zur Gründung der CHANCEN eG geführt haben. Was hast dich damals bewogen, die CHANCEN eG mit zu gründen?
Der Umgekehrte Generationenvertrag (UGV) ist genial und hat sich seit Erfindung in den Neunziger Jahren bewährt. Wie viele Menschen vor mir auch, fand ich es schade, dass der UGV nur an der Uni Witten angeboten wurde. Andere Angebote, den UGV zu nutzen gibt es zwar, jedoch finde ich, dass der UGV von jedem Menschen in Anspruch genommen werden können sollte – unabhängig von Studienfach, sozialer Herkunft, Geschlecht etc. Das hat uns 2014 zu den konkreten Gesprächen motiviert.
Wie hat sich die Arbeit des Aufsichtsrates seit der Gründung entwickelt?
Formell gibt es das Gremium ‚Aufsichtsrat‘ seit Gründung der Genossenschaft. Jedoch haben auch schon vor der Gründung Menschen an dem Projekt, das wir heute als CHANCEN eG kennen, maßgeblich mitgewirkt und zum guten Start beigetragen. Die GLS Treuhand zum Beispiel und dort damals ganz explizit Joachim Rang. Bei der Gründung hatte Joachim dann folglich den Aufsichtsratsvorsitz übernommen, Olaf Lampson und Florian Kollewijn sind seither als Vorstand operativ tätig und verantwortlich. Mit der Erweiterung auf fünf Mitglieder im vergangenen Jahr hat der Aufsichtsrat, und damit die gesamte Organisation, Perspektiven und Kompetenzen dazugewonnen, ohne die Diskussionskultur einzubüßen. Bei aller Veränderung blieb eines konstant: Der Aufsichtsrat war und ist ein komplementäres und wichtiges Gremium innerhalb der CHANCEN eG.
Wie gestaltest du deine Rolle als Aufsichtsrat? Gibt es bestimmte Schwerpunkte?
Das Thema Finanzen steht meist weit oben auf der Agenda. Dabei würden wir uns als Aufsichtsrat wünschen, auch mal ausführlicheren Raum für andere Themen zu haben. Wenn es etwas wie ‚meinen‘ Schwerpunkt denn gibt, dann sind das Finanzen im weiteren Sinne. Jedoch halte ich es für eine der vielen Stärken des Aufsichtsrats, dass es keine fest definierten Schwerpunkte gibt und sich jedes Mitglied zu jedem Thema einbringt.
Wie kann sich der Aufsichtsrat der CHANCEN eG weiter entwickeln? Was möchtest du dazu beitragen?
Die CHANCEN eG bewegt sich seit ihrer Gründung zwischen Start-up und sozialem Finanzdienstleister. Unsere Verantwortung wächst stetig – gegenüber Studierenden, Hochschulen, Mitarbeitenden, Investor*innen und der gesamten Gesellschaft. Der Aufsichtsrat ist nicht operativ tätig, jedoch gern auch Ideengeber und Mitdenker. Zu jeder Zeit sind wir als Aufsichtsrat eine Kontrollinstanz. Mein Wunsch ist es, dass wir dieser Verantwortung weiterhin mit offenem Geist und Freude nachkommen. Dazu probiere ich weiterhin beizutragen.
Was wünscht du der CHANCEN eG für die Zeit deines nächsten Mandates?
Ich wünsche der Organisation, dass sie weiterhin positiv in der Gesellschaft wirken kann. Wir freuen uns, wenn sich dafür noch mehr Menschen konstruktiv einbringen. Die CHANCEN eG ist, wie der UGV, ja nur Mittel zum Zweck: Bildung ermöglichen. Demographie, Digitalisierung, Populismus und gerade wieder wachsende Staatsverschuldung sind Themen, mit denen die CHANCEN eG umgehen muss und umgehen wird. Die Zukunft wird von Menschen gemacht. Umso wichtiger, dass Staat und Gesellschaft sich für gute Rahmenbedingen für Bildung einsetzen – dazu gehört auch, dass sich jede*r Bildung leisten kann. Das ist unser Ziel, das wir über jedes Mandat hinaus im Blick behalten werden.