Die ersten 420 Studentinnen haben ihr Studium durch einen Umgekehrten Generationenvertrag finanziert
Kigali/Ruanda. 420 Studentinnen haben am 24.9.2018 ein Studium am renommierten Akilah Institute begonnen. Sie alle finanzieren ihre Ausbildung durch den ‘Umgekehrten Generationenvertrag’ (UGV) – ein faires Finanzierungsmodell für Studiengebühren. Seine Besonderheit ist das nachhaltige Konzept der generationenübergreifenden Finanzierung, deren treibender Motor die Studentinnen selbst sind: Ihre späteren, einkommensabhängigen Rückzahlungen finanzieren wieder die nächste Generation Studierender.
Die CHANCEN International gGmbH ist der erste Anbieter des UGVs für Hochschulbildung in Sub-Sahara Afrika. Damit löst das gemeinnützige Startup das Problem hoher Studiengebühren, die den Zugang zu privater und staatlicher Hochschulbildung für große Teile der Bevölkerung in Afrika bisher unmöglich machen. Dabei übernimmt die CHANCEN International zunächst die Studiengebühren, die sich auf ca. 2.400€ für ein 2-jähriges Studium belaufen. Nach Abschluss des Studiums zahlen Studierende acht Jahre lang 9% ihres Einkommens zurück. Rückzahlungen werden pausiert, wenn ein Mindesteinkommen unterschritten ist. Dieses Solidarmodell schützt Vertragnehmer*innen davor, in eine Schuldenfalle zu geraten. Umgekehrt verhindert eine Deckelung der Rückzahlung unverhältnismäßig hohe Belastungen.
Rückzahlungen fließen direkt in die Finanzierung der Studiengebühren der nächsten Generation. Somit funktioniert das Modell langfristig aus eigener Kraft und wirkt wie ein Multiplikator. Die CHANCEN International benötigt lediglich für die erste Generation Studierender eine Anschubfinanzierung. Das Beispiel der deutschlandweit agierenden Mutter, der CHANCEN eG, ist Vorreiter und zeigt, dass Bildungsförderung effektiv ist, wenn das Potential der Studierenden in den Mittelpunkt gestellt wird.
Erster Partner der CHANCEN International ist das Akilah Institute. Dank dessen exzellenter Ausrichtung auf Bedürfnisse des lokalen Arbeitsmarktes finden 90% der Absolventinnen direkt nach Abschluss ihres Studiums einen Arbeitsplatz – ein sehr guter Wert auf dem schwierigen Arbeitsmarkt Ruandas. Das Institut bildet Frauen in den Bereichen Information Systems, Business Management & Entrepreneurship und Hospitality Management aus. Viele Studentinnen kommen aus ländlichen Regionen oder städtischen Randgebieten, so auch Ines Uwase. Sie möchte durch ihr Studium im Fach Information Systems ihren Traum verwirklichen: “Viele Frauen sehen IT als eine Branche für Männer. Ich glaube das nicht und nutze diese Gelegenheit, andere vom Gegenteil zu überzeugen.”
Die Nachfrage nach UGVs ist hoch. Derzeit kann die CHANCEN International nur etwa einem Drittel der Interessent*innen eine Finanzierung ermöglichen. Doch Batya Blankers, Gründerin der CHANCEN International, hat große Pläne: In Kooperation mit weiteren Partnern (Kepler Institute, FAWE) soll die erste Generation bis Juni 2019 auf mindestens 2.000 Personen ausgeweitet werden. Das entspricht 22% der von der ruandischen Regierung durch Stipendien ermöglichten Studienplätze. Um so viele Studierende wie möglich fördern zu können, baut Blankers das globale Unterstützernetzwerk stetig weiter aus.
Als gebürtige Südafrikanerin kennt sie die Hürden des afrikanischen Bildungswesens sehr gut. “Alle afrikanischen Länder erheben Gebühren auf Hochschulbildung,” erklärt sie. “Dadurch bleibt Millionen von uns der Zugang zu Hochschulbildung und persönlicher Karriere verwehrt. Innovatoren, Führungspersönlichkeiten und Gründerinnen fallen nicht vom Himmel. Eine gute Ausbildung ist essentiell. Es ist an der Zeit, der jungen Generation faire Bildungschancen zu ermöglichen, damit mehr Menschen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Ländern wie Ruanda mitgestalten können. Deshalb habe ich mir den Kampf für einen fairen Zugang zu Bildung zur Lebensaufgabe gemacht. ”