Im Jahr 2021 waren sowohl die Anzahl Neustudierender als auch die Nutzung von Studienkrediten und Umgekehrten Generationenverträgen (UGV) rückläufig, wie der Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt. Die CHANCEN eG konnte aber eine steigende Nachfrage verzeichnen.
Ein Rückblick ins Jahr 2021 bringt unangenehme Erinnerungen zurück: Der Winter war von vielen Corona-Erkrankungen und -Todesfällen gezeichnet; Homeoffice, Fernunterricht und Lockdowns prägten die ersten Monate des Jahres. Im Herbst kam Omikron und somit eine neue Corona-Welle. Viele Hochschulen entschieden, ein weiteres Semester nur im Fernunter- richt anzubieten. Man kann wohl sagen: Für Studierende war es ein schwieriges Jahr.
Anzahl neuer Studierender sinkt, Nachfrage nach Studienkrediten nimmt ab
Unter diesen Umständen setzte sich ein in der Hochschullandschaft bereits 2020 beobachteter Trend fort: Die Anzahl neuer Studierender in Deutschland sinkt seit Beginn der Corona-Pandemie merklich1. Während im Jahr 2019 über 508.000 Menschen ein Studium aufnahmen, waren es in 2020 noch gut 490.000 und in 2021 nur noch etwa 472.000 Studienanfänger*innen. Hauptverantwortlich hierfür ist laut Bildungsbericht 2022 das Wegbleiben ausländischer Studierender. Nach einem Rückgang um 22 Prozent im Jahr 2020, scheinen sich die Zahlen seit 2021 langsam wieder erholt zu haben. Sie haben aber aller Voraussicht nach noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht2. Der Rückgang der Studierenden insgesamt erklärt sich durch zwei mehrjährige Trends: Aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland sinkt die Zahl studienberechtigter junger Erwachsener. Dies schlägt sich auch in den Studierendenzahlen nieder3. Gleichzeitig stagniert der Anteil der Bevölkerung, der ein Hochschulstudium beginnt. Seit den 1970er Jahren stieg diese Quote von damals 20% der jungen Erwachsenen stetig an. Nun hat sie sich bei ca. 45% eingependelt – der Bedarf scheint gesättigt4. Es ist also wenig überraschend, dass die Nachfrage nach Studienkrediten und UGVs abnimmt. Ein Ausnahmejahr war lediglich 2020, weil die KfW-Bank in diesem Jahr ihr Angebot anpasste: Pandemiebedingt wurde der KfW-Studienkredit für einen begrenzten Zeitraum auch internationalen Studierenden angeboten, woraufhin die Zahl der Vertragsabschlüsse stark anstieg. Da ausländische Studierende im zweiten Quartal 2021 wieder vom Zugang ausgeschlossen wurden, sind die Vertragsabschlüsse des KfW-Studienkredits seitdem wieder gesunken5.
Ausnahme: CHANCEN eG – Anzahl der Vertragsabschlüsse wächst von Jahr zu Jahr
Insgesamt fällt auf, dass fast alle größeren Anbieter von Studienkrediten oder UGVs im Jahr 2021 geringere Vertragsabschlüsse aufweisen. Die Ausnahme unter den zehn größten Anbietern ist die CHANCEN eG, deren Zahl von Vertragsabschlüssen Jahr für Jahr deutlich wächst. Als jüngster Anbieter auf dem Markt ist die CHANCEN eG damit bereits die fünftgrößte Quelle für Studienkredite oder UGVs in Deutschland6.
Wie erklärt sich der Erfolg der CHANCEN eG?
Ein Blick in die Zahlen zeigt, dass die Bildungsgenossenschaft vor allem in zwei Bereichen vermehrt Verträge geschlossen hat: Medizin und Bootcamps. Im Gegensatz zur KfW und anderen UGV-Anbietern fördert die Bildungsgenossenschaft Medizinstudierende in der EU bereits ab Beginn ihres Studiums. Trotz Corona-bedingter Unsicherheiten blieb die Nachfrage nach Medizinstudienplätzen im Ausland auch in 2021 hoch und somit auch der Finanzierungsbedarf für diese meist teuren Studiengänge.
Mit Tech-Bootcamps fördert das Sozialunternehmen einen weiteren unterfinanzierten Bereich. Diese drei- bis zwölfmonatigen IT-Kurse fallen in das Gebiet der beruflichen Weiterbildung; daher ist klassische Studi- enfinanzierung wie BAföG und KfW nicht verfügbar. Zielgruppe sind vor allem Menschen ab Mitte 20, die sich beruflich umorientieren wollen.
Auch für Migrantinnen stellen Bootcamps einen attraktiven Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt dar. Passend dazu baut die CHANCEN eG das Finanzierungsangebot für internationale Studierende mit guter Bleibeperspektive in Deutschland aus und kann damit Ausländerinnen unterstützen, denen sonst wenig Studienfinanzierung zur Verfügung steht. Im Jahr 2021 hatten über ein Viertel der von ihr geförderten Studierenden keine deutsche Staatsbürgerschaft.
Im Angesicht des Fachkräftemangels im Gesundheits- und IT-Bereich hat die CHANCEN eG auf Bildungsfinanzierung für Nachwuchsfachkräfte der betroffenen Branchen gesetzt und sich auf Zielgruppen konzentriert, die finanziell bisher unterversorgt sind. Diese Ergänzung bestehender staatlicher und privater Finanzierungsangebote erwies sich in 2021 als krisensicher.
Quellen:
1 https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/Dok229_VB_
Studienanfaenger-Studierende.pdf
2 https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2022/
pdf-dateien-2022/bildungsbericht-2022.pdf
3 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_538_21.html
4 https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2022/
pdf-dateien-2022/bildungsbericht-2022.pdf