Vor einem Jahr hatten wir über das Durchschreiten der Talsohle berichtet: Nach COVID-bedingtem Einbruch gründete das Team um Batya Blankers den neuen Future of Work Fund und will damit bis zu 10.000 Studierende in Afrika fördern. Wo steht CHANCEN International heute?
„Das Meiste hat geklappt“, freut sich Batya Blankers, Geschäftsführerin der CHANCEN International gGmbH. Die gebürtige Südafrikanerin (Jahrgang 1988) hatte in den letzten Monaten eine Achterbahn der Stimmungen durchgemacht; aber dabei nie ihr Ziel und ihren Optimismus verloren. Und damit hatte sie auch Recht: Das Jahr 2021 könnte der Durchbruch für CHANCEN International werden.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2020 musste die Tochtergesellschaft der deutschen Genossenschaft aufgrund der Pandemie ihre Pläne in Ruanda zunächst deutlich zurücknehmen. Aber dann taten sich neue Türen auf: Die Stiftung UBS Optimus Foundation aus Basel sagte im Herbst 2020 die Anschubfinanzierung für den Start einer neuen Gesellschaft, dem Future of Work Fund plc mit Sitz in Kigali, Ruanda, zu. Damit konnten die Gesellschaft gegründet und die ersten relevanten juristischen Details geklärt werden.
Weitere Gespräche mit der US-amerikanischen Entwicklungsbank DFC, mit Anwält*innen sowie einigen größeren Impact Investor*innen mündeten dann ein in einer ausgeklügelten Struktur für diesen Fonds, mit dem insgesamt 21 Mio. US-Dollar Eigen- und Fremdkapital eingesammelt werden kann (siehe Kasten). Davon ist das Fremdkapital schon komplett zugesagt; nur für die Beteiligung der Studierenden an dem Bildungsfonds werden noch Sponsor*innen gesucht. Hintergrund: Zur Absicherung der Investor*innen sind zwei Mio. US-Dollar Eigenkapital notwendig, davon fehlen (Stand November 2021) noch 0,5 Mio. USD. Mit dem Kapital dieses Fonds können die Studien- oder Ausbildungsgebühren- inkl. dem Leben auf dem Campus – für 10.000 junge Menschen aus Ruanda, Kenia und Südafrika für eine arbeitsmarktnahe Bildung finanziert werden. Das Konzept für die Finanzierung ist – genau wie in Deutschland – der Umgekehrte Generationenvertrag (UGV): Erst wird in die Bildung investiert, dann zahlen die Ausgebildeten die Förderung nach ihren finanziellen Möglichkeiten zurück. Eine Überschuldung junger Menschen, wie es bei einem Bankkredit möglich ist und auch immer wieder passiert, ist bei diesem Konzept ausgeschlossen. „Aus diesem Grund habe ich es als Studentin selbst genutzt. Daher bin ich auch absolut überzeugt davon, dass es das richtige Instrument zur Finanzierung von Bildung ist“, betont Blankers.
Aber das war nicht der einzige Erfolg.
Im Juni 2021 konnten 341 junge Menschen ihr Studium am Davis College erfolgreich beenden. Damit stieg die Zahl aller bislang über CI finanzierten Absolvent*innen auf 490. Davon haben bereits 59 Prozent einen Job gefunden, und 289 zahlen bereits die vereinbarten 15 Prozent ihres Einkommens zurück, da sie das Mindesteinkommen von rund 80 Euro im Monat überschreiten.
Neue Bildungspartner wurden gefunden.
Gestartet war CI mit zwei Bildungspartnern in Ruanda, dem Kepler Institut und dem Akilah Institut, beide in Kigali/Ruanda. Inzwischen gibt es ein Pilotprojekt zur Ausdehnung des UGV-Angebots in Südafrika; die ersten vier Südafrikaner*innen haben ihre Ausbildung im Herbst 2021 gestartet. Hierfür arbeitet CHANCEN International mit BluLever, einem Handwerksbildungszentrum, und dank einer Einzelspende der Dell Foundation, mit WaFunda, einem Bildungszentrum aus Südafrika, zusammen. Wenn alles erwartungsgemäß klappt, stellt CHANCEN International sein Know-How gegen eine überschaubare Lizenzgebühr zur Verfügung und braucht dafür keine eigene Organisation in dem Land am Kap der guten Hoffnung aufzubauen.
Die Organisation ist gewachsen:
Aufgrund diverser regulatorischer Anforderungen in Deutschland wie auch in Afrika ist die CHANCEN International nun zu einer Gruppe herangewachsen, die auch entsprechende Kontrollstrukturen (Governance) hat, etwa ein Board für die Tochtergesellschaft CHANCEN Rwanda Pty Ltd by Guarantee, das neben der Geschäftsführung auch externe Mitglieder zur Kontrolle umfasst (sog. One-Tier-Model). Dazu gehören nun auch ein Finance Committee and ein Governance Committee.
Für den Jahresschlussspurt ist Batya Blankers zuversichtlich, dass der Start mit dem Fonds gelingt. Es hängt nur mehr an dem letzten fehlenden Quantum eigener Mittel, dann können für das Jahr 2022 gut 2.000 neue Studierende aufgenommen werden. Und dann, so Blankers, „beginnt das Rad zu rollen, und es lässt sich dann nicht mehr so einfach aufhalten. Davon träume ich.“